November und Dezember 2015: Die Kunst des Schreibens!

 

 

Irgendwie schon komisch, ich freue mich immer sehr über handgeschriebene Glückwunschkarten, welche ich jetzt aktuell zum Jahreswechsel oder begleitet mit Wünschen zum neuen Lebensjahr erhalte. Selbst schreibe ich immer mal wieder welche, merke jedoch, dass meine Handschrift krakeliger wird und der Stift nicht mehr so leicht über das Papier tanzt. Wir alle sind gewohnt, am PC Gedanken zu ordnen, schnell etwas zu schreiben oder das Gewünschte mit einer Email oder nur mit einer SMS zu „erledigen“. Richtig gut und schön formulierte Briefe erhalten wir alle nur noch wenige. Häufig entdecke ich zudem im Schriftverkehr die sogenannten Baukastenbriefe - manchmal machen diese nicht mal einen Sinn. Oder erst durch den Brief tauchen zusätzliche Fragestellungen auf.

 

Das von Hand schreiben ist das eine, der Inhalt und das Kartensujet das andere. Ich für meinen Teil werde wieder mehr und bewusster von Hand schreiben, Gedanken während dem Tag in mein Heft oder in die Papieragenda eintragen, während Sitzungen ein Mind-Map erstellen und darin für mich Wichtiges auflisten. Für Freundinnen und Freunden werde ich wieder vermehrt passende Karten aussuchen, mir einen passenden persönlichen Text überlegen und dann möglichst leserlich und schön schreiben. Der baldige Jahreswechsel ist die nächste Gelegenheit dazu!

 

 

Oktober 2015: „digital Natives“ und ich?

 

Machen Sie sich manchmal auch Gedanken dazu, wenn wildfremde oder vertraute Menschen mitten im Satz ihr iPhone zücken, zu schreiben oder in ein imaginäres Telefon zu sprechen beginnen?

 

Ich mag mich noch sehr gut daran erinnern, wie ich eine Freundin ca. 1990 ausgelacht hatte, als sie mir von der unglaublichen Wirkung und den grossen Möglichkeiten des zukünftigen Internets erzählen wollte. Heute ist eine Welt ohne Internet nur noch schwer vorstellbar. Sogar die nicht abreissenden traurigen Flüchtlingsströme, welche mit grosser Hoffnung auf eine bessere Existenz durch Europa ziehen, würden die Destinationen ihrer Hoffnung nicht ohne eine mobile Verbindung zum Internet finden. Heute passiert fast alles über Apps, Informationsvermittlung, Internet und Emails.

Natürlich, Zugang zu einer Facebook-Seite macht mich nur vermeintlich weniger einsam. Aber ich kann zum Beispiel auf einfache Weise Kontakte zu Menschen auf anderen Kontinenten pflegen. Auf der einen Seite kann Solidarität weltweit ausgedrückt werden, auf der anderen Seite birgt das Netz auch sehr viele Gefahren wegen Aufwiegelung und Verbreitung von Ideologien. Mit ein Grund, weshalb in einzelnen Ländern nur ein Intranet – beschränkt auf das Land und kontrolliert – zur Verfügung steht.

 

Ich selbst gehöre nicht zu den „digital Natives“, welche die neue Technologie sozusagen „mit der Muttermilch“ eingesogen haben und mit Leichtigkeit, Eloquenz und Lässigkeit mit allen technischen Fragestellungen umzugehen wissen. Manchmal tue ich mich sogar etwas schwer mit dem einen oder anderen. Gleichzeitig könnte ich mit meinem gehörlosen Lebenspartner ohne SMS nicht so einfach kommunizieren, und an ein Stellenbewerbungscoaching ohne Internet ist schon lange nicht mehr zu denken! Bis heute weigere ich mich (aus anderen Gründen) in den Grossverteilern meine Einkäufe selbst einzutippen, und von Zalando werde ich nie bestellen! Die erwähnte rasante Entwicklung – welche neben Fraglichem auch sehr viel Gutes (Behinderte, Singlehaushalte, Kranke) im Köcher hält – kann ich nicht aufhalten.

Nur, was passiert mit all denen, die überhaupt nicht mithalten können, weder über Computer noch Drucker oder aus ganz anderen Gründen über keinen Zugang dazu verfügen? Alleine ein Formular, das es zum Beispiel für die Ergänzungsleistungen zur IV oder AHV auszufüllen gilt, ist immer häufiger auf der Gemeinde-Homepage aufgeschaltet, es muss heruntergeladen und ausgefüllt werden. Eine Barriere mehr, dies zu tun. Wie ohne Internet-Vergleich die Krankenkassenprämie prüfen und allenfalls einen Wechsel in Betracht ziehen? Wie auf einfache Art lernen, online die Zahlungen zu machen?  

 

Als nebenberuflich tätige Sozialarbeiterin habe ich mein Angebot vergrössert und biete ab Januar 2016 mobile Soziale Arbeit an. Vielleicht kann ich hier aktiv als Brückenbauerin – technisch und sozial gesprochen – wirken!

Hier finden Sie dazu mehr.

 

 

Blog September 2015 - Einfach mal aufrecht stehen

 

Ich gehe regelmässig ins Qigong sowie auf den Zürcher Hausberg. Bezüglich meiner Körperwahrnehmung werde ich dadurch immer bewusster. Tagsüber sitze ich viel zu viel und mein Handwerk als diplomierte Sozialarbeiterin FH sowie als Coach ist neben den entsprechenden Inhalten (z.B. den Sozial-versicherungen) die Kommunikation, also mein „Mundwerk“.

 

Kennen Sie selbst Rücken-, Nacken- und Schulterschmerzen, verkrampfte Glieder und Kopfschmerzen, eventuell Augenflimmern vom Bildschirm? Ist Ihr Arbeitsplatz auch betreffend Ergonomie richtig abgestimmt und Ihr Bürostuhl nicht zu hoch? In meiner letzten Qigong-Lektion hat unsere Lehrerin über Körperübungen im Stehen berichtet und darüber, was diese bei uns alles auslösen können. Tönt banal, denken Sie, oder? Ist es aber nicht. Stehen Sie doch einmal – in einem ruhigen Moment während Ihres Berufsalltags zum Beispiel – aufrecht und in etwas breiter Position mit lockeren Knien und vergessen Sie das ewige Rumschauen, Beobachten, in und an die Zukunft Denken. Stehen Sie einfach einmal ein paar Minuten da und Sie werden merken, dass auch, wenn Sie nichts tun, etwas passiert. Sie werden ruhiger werden, Fortgeschrittene stellen sogar die laufenden Gedanken ab bzw. verringern deren Intensität – Sie kommen im Hier und Jetzt an und befinden sich in der Gegenwart. Ihre Atmung wird ruhiger.

 

Lassen Sie mal los und machen Sie zwischendurch mal Pause. Nehmen Sie sich Zeit für sich. Viel Vergnügen bei einer neuen Erfahrung.

 

 

Blog Juni & Juli 2015 – Die Macht der Sprache oder Ressourcen II

 

Eine Freundin hat mich darauf hingewiesen, wie unsere Sprache – schriftlich oder mündlich -  direkt, ungehobelt und ausgrenzend daherkommen kann. In den sozialen Medien ist das sehr gut zu verfolgen, sei es zum Beispiel aktuell wegen der Berichterstattung über das „aufsässige Griechenland und seine Politikergarde“. Oder denken Sie kurz an die Berichte über den scheinbar depressiven Piloten, der nicht alleine sich sondern mit ihm viele nichts ahnende Fluggäste in den Tod riss und damit Menschen mit Depressionen tief verunglimpfte und zu „Mittätern“ machte. Oder einfach an Unwörter wie „Rentnerschwemme“, „Dichtestress“, „Scheininvalide“ etc.. Sagt nicht ein Text, ein Wort immer auch etwas über den Verfasser, die Verfasserin aus? Meiner Meinung nach haben wir alle eine Verantwortung beim Schreiben.

Ich möchte mich an dieser Stelle nochmals mit Ressourcen auseinandersetzen, mit solchen, die wir leichtfertig „wegbeamen“, nicht mehr beachten, brach liegen lassen. Haben Sie einmal daran gedacht, dass Pensionierte – so meine Diskussion mit der Freundin – egal welchem beruflichen Hintergrund, welche Ressourcen sie mitbringen, plötzlich ab 64 bzw. 65 Jahren gleichförmig als Rentner, Rentnerin betitelt werden. Mit dem Pensionsalter ist doch nicht auf einen Schlag alles an Wissen, beruflicher Erfahrung weg, verschwunden? Schlimm genug, dass diese Ressourcen verschleudert werden, aber wieso könnte man nicht einfach von einem pensionierten Lehrer, Chemiker, Sozialarbeiter, Facharbeiter sprechen (natürlich richten sich meine Texte grundsätzlich nicht alleine an Männer)?

 

Seien wir sorgfältiger und respektvoller mit unseren Texten – ich unterstütze Sie gerne dabei!

 

 

 

Mai 2015: Ressourcen I - einmal aus anderem Blickwinkel?

 

Wir alle haben sie, bei manchen sind einige davon (oder viele) verborgen, nicht bewusst und nicht erkannt! Ganz viele kommen unserer Gesellschaft aus verschiedenen Gründen abhanden; sie gehen verloren.

 

Da gibt es aber noch ganz andere Ressourcen, die zurzeit in Europa verloren gehen. Sie werden viel später ganz schmerzlich fehlen!

Ertragen Sie die Bilder von hoffnungslos überfüllten schrottreifen Boten mit Asylsuchenden – Männern, Frauen, Jugendlichen, Kindern im Mittelmeer – auch wie ich nicht mehr? Funktioniert Verdrängung bei Ihnen auch nicht stets?

Natürlich glaube auch ich, dass die Wurzel des Elends in der Heimat der Schutzlosen aktiv verbessert werden müsste. Nur tut das fast niemand! Einzelne private Initiativen rütteln auf.

 

Aber zurück zu den Ressourcen! Haben Sie auch schon einmal daran gedacht, welche Ressourcen für EUROPA verloren gehen, wenn so viele Menschen ihr Leben bei der Überfahrt in eine vermeintlich bessere Zukunft lassen? Was könnte der syrische Arzt alles für unser Gesundheitssystem tun? Wie und wo könnte der IT-Spezialist aus Afghanistan seine Erfahrungen bei der Erforschung neuer Apps einsetzen? Wieso darf die sanfte und extrem geduldige Frau und Mutter aus Afrika nicht auf einen stark dementen Menschen aufpassen und ihm mit Respekt begegnen? Ich kann nicht sagen, wie viele Menschen im letzten Monat auf der Flucht ihr Leben haben lassen müssen, vielleicht kann das niemand mit Exaktheit! Doch es ist eine menschliche Tragödie und uns allen im sicheren West-Europa werden einmal die Erfahrungen, die Ressourcen all dieser Menschen fehlen.

 

 

April 2015: „Kleider machen Leute“

 

Ich lese regelmässig die „Stil-Beilage“ der NZZ am Sonntag. Dabei bin ich auf ein Bild eines Schwarzen mittleren Alters gestossen, das mir nicht mehr aus dem Kopf will. Er sieht selbstbewusst aus und ist sehr gut (teuer) gekleidet. Stolz und direkt schaut er in Richtung Fotograf. Im knappen Begleittext wird erklärt, dass es sich um Arbeits- und Obdachlose in London handelt, welche von einer Agentur modisch eingekleidet wurden, um ihre Chancen für Arbeit und Obdach aktiv zu verbessern. Ein tolles Bild und eine super Idee!

Mit meiner Frisörin habe ich über das äussere Erscheinungsbild, das Auftreten von Menschen gesprochen. Seit vielen Jahren schaut sie für meines. Sie machte mich darauf aufmerksam, dass es vereinzelt „Styling-Kurse“ für Stellensuchende gäbe, weil das ja mitunter sehr entscheidend sei und die ersten Sekunden in einem Gespräch extrem zählten.

In dieser Hinsicht liesse sich noch einiges machen.

 

 

Februar und März 2015: Aus Nichts etwas machen

 

Reisen in ferne Länder, in andere politische Systeme, deren Menschen „anders ticken“, erweitern den Horizont, fordern heraus und laden zum Denken ein. Mein Partner und ich haben während einem Monat Cuba bereist, und zwar individuell. Keine Angst, ich werde hier keinen Aufruf für Ferien auf Cuba vor der grossen zu erwartenden Wende starten. Vielmehr fokussiere ich mich auf folgendes Thema: Kreativität oder aus Nichts etwas machen! Fotos von wunderbaren alten cubanischen Autos aus den Fünfzigern sind auch bei uns bekannt. Nur, wie aber sie reparieren, wenn es wegen der Blockade an allem fehlt und manchmal scheint einzig die Farbe, das Automobil noch zusammenzuhalten?

Noch nie habe ich so viele „Lädeli“ und Markstände gesehen, wo alles Mögliche für Reparaturzwecke angeboten wird. In Cuba wird fast nichts fortgeworfen, alles kann repariert werden. In Westeuropa scheint mir, dass Geräte bereits bei der Produktion eine kurze „Lebensdauer“ aufweisen, langsam entstehen jedoch auch hier Reparatur-Cafés. Die Ressourcen der Cubaner, aus und mit Nichts etwas anzufertigen, instand zu stellen und wieder ganz zu machen, muss bei uns wieder erarbeitet werden.