April 2017: Kommunikation: Körpersprache -
unser Körper kommuniziert immer mit Teil 3
Häufig sind wir es uns überhaupt nicht bewusst!
Wir rollen die Augen, verziehen den Mund zu einer Grimasse oder sitzen völlig abwehrend oder desinteressiert da. Damit das klar ist, ich halte nichts von Neurolinguistischem Programmieren (NLP) - vor allem im Verkaufsgespräch - bei welchem jegliche kleinste Mimik interpretiert und analysiert wird und dem Profit dient. Ich bin mir jedoch der Macht unserer Körpersprache bewusst und ihrer Bedeutung in unserer Kommunikation.
«Man kann nicht nicht kommunizieren», ein bekannter Spruch vom berühmten Paul Watzlawick. Ja, das stimmt. Auch wenn ich schweige, dann verrät mich die Art meines Schweigens, es kann trotzig, empathisch, humorvoll …. sein.
Haben Sie schon einmal versucht, jemanden ein paar Minuten anzuschauen, besser gesagt in die Augen zu schauen und dabei geschwiegen? Wie viele Minuten haben Sie es ausgehalten? War es angenehm, ungewohnt, schwierig, nur schlecht auszuhalten oder haben Sie sich dabei sehr wohl gefühlt?
Natürlich macht es einen grossen Unterschied, ob ich einer Person tief verbunden bin oder nicht! Wir können auf viele verschiedene Arten schweigen.
Kommunikations-, Politik- und Stilberater befassen sich immer wieder mit der Körpersprache! Es gibt unzählige Bücher darüber, und wir alle wissen, dass ihr eine grosse Bedeutung bei unserer alltäglichen Kommunikation zukommt.
Nichts läuft ohne sie! Erst vor kurzem hat sich uns ein unsäglicher Wahlkampf mit zwei extrem verschiedenen Personen präsentiert, derjenige von Trump und Clinton, beide von vielen beäugt und kommentiert – auch in Gestik, Mimik und natürlich in den gemachten oder lediglich angedeuteten Aussagen.
Wie abfällig, menschenverachtend und unangenehm die Grimassen von Donald Trump auffielen, so erstaunte mich auch der herablassende Zug an Hilary Clinton, wenn sie Trump zuhörte um nur ganz wenig darauf einzugehen. Politikerinnen und Politiker stehen im Rampenlicht, wir sehen sie und einiges wird uns an Ihnen bewusst.
Werden wir uns auch in unserer «kleinen Welt», an der Arbeit, an einer Versammlung im Freundeskreis, zu zweit oder mit Nachbarn bewusster darüber, wie wir mit unserem Körper kommunizieren. Versuchen wir uns nicht zu verstellen aber Mut dafür zu haben ehrlicher, kongruenter und souveräner aufzutreten. Unsere Gestik, Mimik, Körperhaltung, unser Augenkontakt und unser Auftreten sprechen ihre eigene Sprache!
Februar 2017: Fragen im Gespräch? Teil 2
Entscheidend ist, ob wir in einem Gespräch geschlossene oder offene Fragen verwenden. Bei geschlossenen Fragen fallen die Antworten einsilbig mit ja oder nein aus, bei offenen Fragen, (wie, wo, was welche) immer vielschichtiger, facettenreicher und eben offener. Wenn wir die Antworten vermeintlich schon kennen, dann haben wir mit Suggestivfragen operiert. Aber, was haben Fragen überhaupt in einem Gespräch zu suchen, was sind ihre Funktion, und wann sind sie heikel?
Am Anfang eines Gesprächs weiss man nie was der andere denkt, welche Ziele, Träume, Wünsche oder Probleme in ihm schlummern. Zuerst gilt es das Eis zu brechen und für eine gute Atmosphäre zu schauen.
Offene Fragen sind dann möglich und hilfreich. Ganz klar, sie sind wunderbare Werkzeuge, die das Interesse am Gegenüber hervorheben, ihm helfen, über sich zu erzählen. Für Antworten müssen mehr graue Zellen in Gang gesetzt werden, als bei ja/nein-Antworten.
Aber Vorsicht: Offene Fragen funktionieren meist nur bei wortärmeren Gesprächspartnern richtig gut, bei Vielrednern nicht, sie werden dadurch erst richtig in Fahrt kommen!
Die Antworten helfen mir ein ganzheitliches Bild zu machen, das eine oder andere im Gespräch zu vertiefen oder zusammenzufassen. Fragen sind Strukturierungswerkzeuge, mit Fragen können wir das Gespräch leiten und den Gesprächsverlauf beeinflussen.
Aber Achtung: jede Fragetechnik ist in Massen zu benützen. Mit zu vielen Fragen kann ein Gespräch blockiert, fehl- bzw. umgeleitet werden! Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner können sich ausgefragt fühlen und dadurch verstummen. Misstrauen kann entstehen.
Ein Fragewort sollte aus dem «Fragenkatalog» gestrichen werden, weil dabei immer ein Vorwurf und eine Wertung mitschwingt: das Wort «Warum»!
Hier gibt es bessere und diskretere Möglichkeiten, eine solche Frage zu stellen (z.B. «was wollen Sie damit erreichen?», was spricht dagegen?» oder so).
Eine gute Fragetechnik oder besser gesagt «Frage-Haltung» ist so etwas wie die Königsdisziplin in der Kommunikation. Aber natürlich braucht es noch viel mehr für ein fruchtbares ergiebiges und gutes Gespräch. Beginnen wir mal damit, dass wir bewusst geschlossene in offene Fragen umformulieren!
Und mehr zum Thema Kommunikation in meinem nächsten Blog.
Januar 2017: Vom Zuhören, 1. Teil
«Was die kleine Momo konnte wie kein anderer, das war das Zuhören.
Das ist doch nichts Besonderes, wird nun vielleicht mancher Leser sagen, zuhören kann doch jeder. Aber das ist ein Irrtum. Wirklich zuhören können nur recht wenige Menschen. Und so wie Momo sich aufs Zuhören verstand, war es ganz und gar einmalig.
Momo konnte so zuhören, dass dummen Leuten plötzlich sehr gescheite Gedanken kamen. Nicht etwa, weil sie etwas sagte oder fragte, was den anderen auf solche Gedanken brachte – nein, sie saß nur da und hörte einfach zu, mit aller Aufmerksamkeit und aller Anteilnahme. Dabei schaute sie den anderen mit ihren großen, dunklen Augen an, und der Betreffende fühlte, wie in ihm plötzlich Gedanken auftauchten, von denen er nie geahnt hatte, dass sie in ihm steckten. Sie konnte so zuhören, dass ratlose, unentschlossene Leute auf einmal ganz genau wussten, was sie wollten. Oder dass Schüchterne sich plötzlich frei und mutig fühlten. Oder dass Unglückliche und Bedrückte zuversichtlich und froh wurden.
Und wenn jemand meinte, sein Leben sei ganz verfehlt und bedeutungslos und er selbst nur irgendeiner unter Millionen, einer, auf denen es überhaupt nicht ankommt, und er ebenso schnell ersetzt werden kann wie ein kaputter Topf – und er ging hin und erzählte das alles der kleinen Momo, dann wurde ihm, noch während er redete, auf geheimnisvolle Weise klar, dass er sich gründlich irrte, dass es ihn, genauso wie er war, unter allen Menschen nur ein einziges Mal gab und dass er deshalb auf seine besondere Weise für die Welt wichtig war. So konnte Momo zuhören!”
(Aus Michael Ende, Momo, 1973, Thienemann-Verlag)
Ist es nicht unglaublich berührend, wie kleine Kinder noch zuhören können? Gibt es nicht einzelne Dozenten, die einen ganz speziell packen, und fesselt ein toll aufbereiteter Vortrag nicht ganz besonders?
Aber wer hat denn heute noch Zeit, dem anderen zuzuhören, ihn auf seine ganz eigene Art etwas erläutern und ausschmücken zu lassen? Reicht es nicht auch, dem Kind eine Kassette anzustellen oder mal das Smartphone schnell rüberzuschieben? Selbst erinnere ich mich manchmal sehr gerne an Trekkings durch den Sinai und die Erzählungen am Lagerfeuer.
In meiner Profession, der sozialen Arbeit, kommt dem Zuhören eine immens wichtige Bedeutung zu. Das Nachfragen gehört dabei ebenso dazu, wie sorgfältige wertfreie Notizen. Leider ist häufig die Zeit etwas knapp und beschränkt.
Bewahren wir uns die Kunst des Zuhörens – vielleicht ein klein wenig so wie Momo sie beherrschte!